Flaschenkind

 

 

Als ich auf die Welt kam, war meine Familie

nicht uneingeschränkt aus dem Häuschen.

Ich konnte nicht sprechen, nicht krabbeln, nicht laufen,

doch schon meine Eltern enttäuschen.

Ich hab sogar die Mutterbrust verschmäht,

ich hielt ne ganz besondere Diät.

Kein Hafer, kein Grieß, keine Milch, kein Gemüse

behielt ich lang drin in mei‘m Schnabel.

Wenn Mutti mir blöd mit dem Vögelchen kam,

flog im ganz hohen Bogen die Gabel.

Doch Oma wusste Rat im Fall des Falls

und setzte mir den Weinbrand an den Hals.

 

 

Volle Pulle Flaschengeist!

Komm, lass uns heute Zaubern.

Hackenstramm und lattenbreit -

heut‘ mach ich mich zum Blaumann.

Halt mit stolzgeschwellter Leber,

meine Fahne in den Wind.

Ich bin ein Flaschenkind.

 

 

Als ich dann die Blüte der Jugend erblickte

und all meine Altersgenossen,

sich nur noch den Mädels mitsamt ihren Zaubern

und Reizen zu widmen beschlossen.

Da waren stets die Kurven meiner Wahl,

ganz unten bauchig und nach oben schmal.

Und heut‘ werd ich mal melancholisch im Kopf,

wenn wir uns das Gehirn demontieren.

Ne Buddel zu leeren ist jedes mal fast

wie nen ganz alten Freund zu verlieren.

Und wenn ihr mich dereinst zu Grabe tragt,

dann werft mir euer Altglas in den Sarg.

 

Volle Pulle Flaschengeist!

Komm, lass uns heute Zaubern.

Hackenstramm und lattenbreit -

heut‘ mach ich mich zum Blaumann.

Halt mit stolzgeschwellter Leber,

meine Fahne in den Wind.

Ich bin ein Flaschenkind.

 

 

Ich bleibe Flaschenkönigin,

ja, bis mein blaues Blut gerinnt,

ich hab einen Schatz aus Leergut,

der pro Nacht an Wert gewinnt.

Die Pullenpauken ploppen und die Schnapsfanfare klingt.

Ich bin ein...

 

Volle Pulle Flaschengeist!

Komm, lass uns heute Zaubern.

Hackenstramm und lattenbreit -

heut‘ mach ich mich zum Blaumann.

Halt mit stolzgeschwellter Leber,

meine Fahne in den Wind.

Ich bin ein Flaschenkind.